Jugendliche im ländlichen Raum stehen in ihrer Freizeitgestaltung vor anderen Herausforderungen als gleichaltrige Großstädter: lange Wege, geringe Einwohnerzahl in Dörfern, wenig Personal für die Jugendarbeit. Viele Verbandsgemeinden und Kreise haben dieses Problem erkannt und schlagen neue Wege in der Jugendarbeit ein – so auch die Verbandsgemeinde (VG) Brohltal.
Hier verstärkt seit einigen Monaten die Sozialpädagogin Antonia Küpper die lokale Jugendarbeit. In einem sind sich die Politiker des Brohltals einig: Eine attraktive Jugendarbeit ist unverzichtbar, um junge Menschen an ihre Heimat zu binden und eine Abwanderung nach Ausbildung oder Studium zu verhindern. Hier setzt die Verbandsgemeinde Brohltal seit vielen Jahren auf Ane Masen, Beauftragte für kommunale Gleichstellung und Jugendpflege in der VG Brohltal. Sie organisiere Ferienprogramme in der VG, Jugendkulturtage und leiste Jugend- und Sozialarbeit, die hervorragend angenommen werde, heißt es aus der Verwaltung.
Klar ist aber auch, dass die Jugendarbeit im Brohltal bisher personell zu dünn aufgestellt war. Bestätigt wurde dies durch eine Organisationsuntersuchung in den vergangenen Jahren, die die Mängel deutlich darlegte. Gerade in der Coronazeit sei der Bedarf an Angeboten für Kinder und Jugendliche gestiegen, so Alexander Bell, in der VG zuständig für die Bereiche „Ordnung und Soziales“.
Vor diesem Hintergrund hat sich der Verbandsgemeinderat dazu entschlossen, die Jugendarbeit im Brohltal personell aufzustocken. Dies geschieht nun durch die Sozialarbeiterin Antonia Küpper. Sie ist Brohltal ist beim Jugend-Hilfe-Verein für den Kreis Ahrweiler angestellt und seit dem 1. April mit voller Stelle im Brohltal tätig. „Wir freuen uns, dass wir die aufsuchende Jugendarbeit vor Ort mit einer kompetenten Mitarbeiterin verstärken konnten, zumal wir mit dem Jugendhilfeverein bisher tolle Erfahrungen machen durften“, lobt Alexander Bell seine neue Kollegin. Die VG kooperiert mit dem Jugendhilfeverein bereits, beispielsweise im Bereich der Landschaftspflege
Antonia Küpper ist derweil noch mit einer Bestandsaufnahme der bereits vorhandenen Ansätze von Jugendarbeit in der VG beschäftigt. „Was mir im Brohltal auffällt, sind die vielen Vereine, die eine starke Jugendarbeit betreiben. Dazu kommen eine ganze Reihe von Einzelinitiativen, die wunderbare Dinge für Kinder und Jugendliche bereithalten“, freut sich die Sozialarbeiterin. Als Beispiel nennt sie die Königssee-Kids aus Oberdürenbach – ein Angebot, das bereits seit dem Jahr 2001 besteht. Ihre Aufgabe sei es, diese Angebote zu sammeln, zu koordinieren und gezielt zu erweitern, berichtet Küpper. Ein erster Schritt dazu sollen sogenannte Auftaktveranstaltungen sein, in denen sie sich zum einen den Jugendlichen als neue Ansprechpartnerin vorstellt, zum anderen aber auch Ideen der Kinder und Jugendlichen sammelt.
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„Wir haben bereits eine erste Veranstaltung im oberen Brohltal durchgeführt, bei der wir konkrete Wünsche der Kinder und Jugendlichen sammeln konnten“, erzählt die 30-Jährige mit Wohnsitz im Ahrtal. So sei bei der Veranstaltung in Kempenich herausgekommen, dass sich die Jugendlichen dort endlich eine Mountainbike Strecke im Wald, einen Jugendraum und einen Snackautomaten wünschten.
Die Mountainbike-Strecke hatten findige Kempenicher Kinder bereits 2020 im Gemeinderat vorgestellt. Hier werden wir uns die alten Unterlagen noch einmal vorholen und dieses Projekt weiterverfolgen. Da muss man die Jugendlichen unterstützen und mitnehmen. Das wollen wir auf jeden Fall angehen, denn solche Strecken gibt es ja auch in anderen Gemeinden“, verspricht Alexander Bell. Aber eins sei klar: Man könne nicht jeden Wunsch erfüllen, und sie sei auf Hilfe angewiesen, betont Antonia Küpper.
Diese Hilfe wurde bereits teilweise gewährt. So stellt die Ortsgemeinde Niederzissen zwei Räume zur Verfügung. Im einen wird die Sozialarbeiterin ihr Büro einrichten, in dem es auch feste Sprechzeitengeben soll. Der zweite Raum soll als bald offener Jugendraum dienen und sich zu einem Treffpunkt entwickeln. Nach der anstehenden Kommunalwahl sind zwei weitere Auftaktveranstaltungen im unteren Brohltal und im Bereich des Vinxtbachtales geplant. Die Ergebnisse ihrer Bestandsaufnahme und die weiteren Pläne wird die neue Sozialarbeiterin im Brohltal dann im Herbst dem Verbandsgemeinderat vorstellen.