Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das verheerende Hochwasser im Ahrtal und dessen Folgen stellt auch die soziale und psychosoziale Arbeit vor neue Herausforderungen, zumal durch eben jene Naturkatastrophe der Beratungsbedarf signifikant angestiegen ist. Um hier entsprechend direkt und insbesondere vor Ort Hilfe leisten zu können, wird ab sofort für mindestens ein Jahr an fünf Tagen pro Woche von morgens bis nachmittags der „mobile Beratungsbus“ in den vom Hochwasser betroffenen Orten und Stadtteilen unterwegs sein. An markanten Standorten bieten anerkannte Träger und Fachkräfte der sozialen Arbeit generationenübergreifend Informationen und Beratung zu allen Fragen des sozialen Alltags in der Phase des Wiederaufbaus nach der Flutkatastrophe. Bei dem mobilen Beratungsbus handelt es sich um einen umgebauten Reisebus, der neben zwei Büros auch eine Spielecke für Kinder bereithält. Die Projektkosten von rund 390.000 Euro werden von der Kinderrechteorganisation „Plan International Deutschland e.V.“ übernommen.
Die Umsetzung seitens der Kreisverwaltung Ahrweiler erfolgt in Kooperation mit verschiedenen Institutionen und findet unter wissenschaftlicher Begleitung von Professor Dr. Ulrich Deinet von der Hochschule Düsseldorf statt. Partner sind die Agentur für Arbeit, das Deutsche Rote Kreuz Kreisverband Ahrweiler, BAU – Beratung, Anlaufstelle, Unternehmungen, die DRK-Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bad Neuenahr-Ahrweiler, das Jobcenter Landkreis Ahrweiler, der Jugend-Hilfe-Verein, die katholische Familienbildungsstätte, die Caritas, das Generationenbüro Adenau, das Jugend- und Gesundheitsamt samt Sozialabteilung der Kreisverwaltung sowie das Haus der offenen Tür Sinzig (HOT). Die ersten Wochen des mobilen Einsatzes sollen dafür genutzt werden, den Bedarf genauer zu ermitteln und so die Angebote entsprechend anpassen zu können. Es ist davon auszugehen, dass sich die Anforderungen im Laufe des Vorhabens ändern werden. Stand zu Beginn der Flutkatastrophe die Deckung der Grundbedürfnisse im Vordergrund, gibt es zwischenzeitlich zunehmend Hinweise, dass Beratungs- und Begleitungsbedarf in den Fokus rücken. Angeboten werden unter anderem Unterstützung bei Fragen des Alltags, Beratung bei Arbeitslosigkeit, Familien- und Erziehungsberatung, Hilfe bei der Suche nach Therapien, Weitervermittlung sowie generell ein „offenes Ohr“.
Zur offiziellen Indienstnahme des Fahrzeugs waren zahlreiche Gäste und Ehrengäste auf den Parkplatz der Kreisverwaltung gekommen, darunter Bundesministerin Julia Glöckler, MdB Mechthild Heil, MdL und Kreisbeigeordneter Horst Gies sowie Staatssekretär David Profit. „Der mobile Beratungsbus ist genau das, was viele Menschen im Ahrtal in dieser schwierigen Zeit der Krisen- und Traumata-Bewältigung benötigen“, betonte Horst Gies. Auch Bundesministerin Julia Glöckner ist vom Beratungsbus überzeugt. „Man kann nur annähernd begreifen, was diese Flutnacht für die Menschen langfristig bedeutet. Daher ist diese aufsuchende Hilfe besonders wichtig.“ „Dieser Bus ist auch ein Zeichen dafür, wie anpassungsfähig und leistungsfähig die Kreisverwaltung ist, auf die Menschen zuzugehen“, sagte Staatssekretär David Profit.
„Wenn Kinder Opfer von Naturkatastrophen werden, dann leiden sie auf ähnlich Weise – ganz gleich, ob nach einem Erdbeben in Haiti, einem Wirbelsturm auf den Philippinen oder dem Hochwasser in Deutschland. Im Rahmen der humanitären Nothilfe unterstützt Plan International Mädchen und Jungen weltweit dabei, das Erlebte zu verarbeiten und Sicherheit zu geben, damit sie eine Chance auf eine bessere Zukunft haben. Auch und gerade deshalb gilt den Menschen im Ahrtal unsere Solidarität und unser nachhaltiges Engagement“, ergänzte Dr. Werner Bauch, Vorstandsvorsitzender von Plan International Deutschland e.V. Den geistlichen Impuls samt Einsegnung übernahmen Dechant Jörg Meyrer und Pfarrer Bernd Bazin, die musikalische Begleitung Michael Dames.
Weitere Informationen über den mobilen Beratungsbus finden sich auch im Internet unter www.kreis-ahrweiler.de.
Quelle: Blick aktuell, 21.09.2021